Linda Agiri arbeitet sich jetzt als neue Heimleiterin des Hauses St. Martin ein – die offizielle Übergabe erfolgt am 19 Mai
„Als ich hier am ersten Tag morgens anfing, war ich noch nervös. Doch mittags wusste ich schon: Es war die richtige Entscheidung.“ Das Team des Hauses St. Martin hatte seine neue Heimleiterin Linda Agiri am 4. Mai mit offenen Armen empfangen. Jetzt arbeitet sie sich mit Hilfe ihrer Vorgängerin Gisela Gerlach-Wiegmann in ihre Aufgabe ein. Die bisherige Leiterin wird am 19. Mai gebührend verabschiedet und geht dann in den Ruhestand.
Linda Agiri ist ein Kind des Ruhrgebiets. Aufgewachsen in Gelsenkirchen, absolvierte sie nach ihrem Abitur zunächst eine Ausbildung als Krankenpflegerin. Als sie bald darauf an der Evangelischen Fachhochschule in Bochum Pflegewissenschaften studierte, arbeitete sie am Krankenhaus Bergmannsheil mit 30 Wochenstunden weiter. Ihren Abschluss machte sie 2008. Über einen sechsmonatigen Einsatz als stellvertretende Pflegedienstleitung bei einem ambulanten Dienst wechselte sie schließlich in die stationäre Seniorenhilfe.
Langer Weg von der Kranken- in die Altenpflege
„Es hat gedauert bis ich in der Altenpflege ankam. Heute aber würde ich nicht mehr in ein Krankenhaus wechseln wollen“, sagt die 39-Jährige. „Dort sind die Patienten meist nach einer Woche wieder weg. In einem Heim baut man zu den Bewohnerinnen und Bewohnern dagegen längerfristige Beziehungen auf. Auch die Atmosphäre im Team ist eine andere“, hat Linda Agiri erfahren. Das zeige sich im Haus St. Martin ganz besonders: „Hier sind viele langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei. Das ist eine große Stärke und spricht für dieses Haus.“ Dass der Beruf der Krankenpflege gesellschaftlich immer noch höher angesehen ist als die Altenpflege, findet sie befremdlich. Sie will jedenfalls nicht mehr tauschen.
Zunächst arbeitete Linda Agiri als Qualitätsmanagement-Beauftragte für drei stationäre Senioren-Einrichtungen bei einem privaten Träger. 2011 wurde sie in einem dieser Häuser in Gelsenkirchen Pflegedienstleiterin und 2014 Heimleiterin. „Das war gerade einmal acht Wochen nach der Geburt unserer Tochter“, lacht sie. Aber man könne sich die Zeitpunkte für neue Herausforderungen nicht immer aussuchen.
2018 tat sie es aber. Da wechselte sie zu einem neuen Träger nach Lünen, wo sie ebenfalls die Leitung einer stationären Einrichtung übernahm. „Das hatte ich auch gerne gemacht. Aber dann stieß ich im vergangenen Herbst eher zufällig auf die Stellenanzeige für die gesuchte Leitung im Haus St. Martin“, blickt sie zurück.
Traditionreiches Haus mit neuen Ideen weiterführen
Die Einrichtung war ihr bereits ein Begriff. Die Schwester ihrer Oma hatte hier den Lebensabend verbracht. „Und dass dort gerade neu gebaut wird, ist natürlich spannend“, nennt die Pflegewissenschaftlerin ihre Beweggründe. Sie erklärt: „Es ist eine tolle Herausforderung, das Traditionshaus nach dem Umzug mit neuen Ideen weiterzuführen.“ Zudem sei das Haus St. Martin wohnortnäher als ihr früherer Arbeitgeber in Lünen, denn Linda Agiri lebt bis heute mit ihrem Mann und ihrer inzwischen sechsjährigen Tochter in Gelsenkirchen. „Insofern passt das perfekt“, freut sie sich – „ich habe mich ausschließlich hier beworben. Und jetzt bin ich da.“
Dass sie von der langjährigen Leiterin des Hauses, Gisela Gerlach-Wiegmann, noch drei Wochen lang eingearbeitet wird, empfindet sie als Luxus: „Das habe ich bei der Übernahme früherer Leitungsaufgaben noch nie so erlebt.“ Auch habe ihr der Geschäftsführer der Martinus Trägergesellschaft für soziale Dienste und der Seniorenhilfe SMMP, Frank Pfeffer, schon lange vor ihrem ersten Arbeitstag alle Materialien zur Einarbeitung zur Verfügung gestellt. Ebenso stieße sie bei der Pflegedienstleitung und den Wohnbereichsleitungen stets auf offene Ohren.
„Gestern hatten wir eine Baustellenbegehung. Da malt man sich das Haus in seiner Vorstellung schon aus. Ich bin überzeugt, dass alle Bewohnerinnen und Bewohner und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Neubau als eine erhebliche Verbesserung erleben werden“, blickt Lina Agiri nach vorne. Auch, wenn nicht alle Senioren ihr Lieblingszimmer bekommen können, wie sie einräumt. „Aber um da für jeden die passende Lösung zu finden, helfen mir vor allem die Wohnbereichsleitungen, die die Bewohnerinnen und Bewohner schon lange kennen.“
Beim Fitness-Boxen Ausgleich finden
Organisatorisch sind die Teams der Pflegekräfte bereits so umorganisiert, dass sie zu dem neuen Haus mit weniger stationären Plätzen passen. „Aber an den pflegerischen Konzepten müssen wir natürlich noch arbeiten“, nennt sie eine der wichtigsten Aufgaben für die kommenden Monate. Und wenn es doch einmal stressig werden sollte – was bei dem bevorstehenden Umzug eines ganzen Seniorenheims nicht auszuschließen ist – findet sie bei ihrem Hobby Fitness-Boxen den notwendigen Ausgleich: „Außerdem bin ich viel draußen und verbringe gerne Zeit mit meiner Familie. Das tut immer gut.“
Fußball interessiert sie dagegen weniger. Das weiß im Haus St. Martin schon jeder. Denn gleich an den ersten Tagen wurde ihr immer wieder die Frage gestellt, ob mit dem Umzug in das neue Gebäude wohl andere Farben in das Büro der Heimleiterin einziehen werden. Das jetzige der Dortmunderin Gisela Gerlach-Wiegmann war gerne mit schwarz-gelben Accessoires bestückt. Doch auch das malt sich Linda Agiri in ihrer Vorstellung vermutlich schon ganz anders aus.