Thomas Gartz ist erster ausgebildeter Wundtherapeut der Seniorenhilfe SMMP
Thomas Gartz ist der erste ausgebildete Fachtherapeut für Wunden unter den 1300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Seniorenhilfe SMMP. Der 37-jährige Altenpfleger der Martinus Ambulanten Dienste kann mit dieser Qualifizierung Therapievorschläge erstellen und sie mit Ärzten und Kostenträgern verhandeln. Außerdem wird er künftig Wundexperten anleiten und weiterbilden.
Im Dezember hat Thomas Gartz die letzten Prüfungen bestanden. Im Januar findet noch ein abschließendes Kolloquium statt.
Die Möglichkeit der beruflichen Weiterbildung zum Wundtherapeuten beim Verein Initiative Chronische Wunden e.V. (ICW) gibt es erst seit 2013. „Dieses Thema wird wichtiger. Denn die Patienten verlassen das Krankenhaus nach einem stationären Aufenthalt immer früher, also unter Umständen auch mit Wunden. Die müssen dann ambulant versorgt werden“, erklärt Thomas Gartz. Ein weiterer Faktor sei die zunehmende Anzahl von Diabetikern: „Diese Krankheit beeinträchtigt das Nervensystem und damit das Schmerzempfinden. Zugleich wird die Haut trockener und empfänglicher. Jede Wunde ist eine Einladung an Bakterien.“ Eine besonders häufige Folge sei bei Zuckerkranken der sogenannte Diabetische Fuß: „Dann hilft nicht nur eine Behandlung der Wunde. Gleichzeitig muss der Druck verlagert oder genommen werden.“
2700 verschiedene Wundauflagen
In seinem Büro sortiert Thomas Gartz die unzähligen Kataloge und Muster, die er zugeschickt bekommt. So gibt es 2700 verschiedene Wundauflagen, zwischen denen er wählen kann. Ebenso gibt es hunderte verschiedener Entlastungsschuhe. „Manche davon entlasten die Ferse. Andere den Fußballen. Also muss der richtige ausgewählt werden. Wichtig ist es aber auch, den Schuh korrekt einzustellen. Viele Hausärzte haben davon zu wenig Ahnung. Sie behandeln nur die Wunde“, weiß Thomas Gartz.
Das ist es, was ihn angetrieben hat, sich dem Thema Wundmanagement und -therapie zu widmen: „Da geht es um den ganzen Menschen. Ich sehe mir den Patienten an und frage, warum er diese Wunde hat. Nur wenn die Ursache klar ist, kann ich wirkungsvoll therapieren und ihm sagen, worauf er achten muss.“ Zugleich könne er bei der Diagnosestellung helfen.
Seit 2010 arbeitet Thomas Gartz als Pflegefachkraft bei den Ambulanten Diensten in Westerholt. 2012 bildete er sich zum Wundexperten weiter. Davon gib es hier bereits sieben. „In den umliegenden Krankenhäusern hat sich das schon herumgesprochen. Sie empfehlen ihren Wund-Patienten daher gerne, sich für die weitere Behandlung an uns zu wenden“, weiß Pflegedienst-Leiter Wilfried Weeke. Das sei einer der Faktoren dafür, dass der Dienst zurzeit so stark wachse.
Zweiten ambulanten Dienst gegründet
Aus diesem Grund startet die Martinus-Trägergesellschaft jetzt mit einem zweiten Ambulanten Dienst im Stadtteil Langenbochum. Dessen Räume werden am 12. Januar eingesegnet. Das Wundmanagement bildet auch dort einen Schwerpunkt.
Anfang 2016 entschied sich Thomas Gartz für die berufsbegleitende Weiterbildung zum Fachtherapeuten für Wunden. Das bedeutete für den zweifachen Vater 160 Stunden Unterricht in Theorie und Praxis. „Aber diesen Aufwand war es wert“, unterstreicht er. Künftig wird er die Wundexperten anleiten und die besonders schwierigen Wundpatienten auf einer eigenen Tour betreuen –“denn auf den normalen Touren, wo circa 15 Minuten für einen Kunden bleiben, fehlt dafür die Zeit.“
Thomas Gartz will, „dass die Patienten verstehen, warum sie diese Wunde haben und was sie tun können, um sie künftig zu vermeiden.“ So lernt der Zuckerkranke mit dem Diabetischen Fuß bei ihm beispielsweise, wie er den Spezialschuh richtig einstellt, dass er sich den Fuß aufgrund seines eingeschränkten Schmerzempfindens mit einem Spiegel regelmäßig von unten ansehen muss und nicht erst zum Arzt geht, wenn es zu spät ist. Und Thomas Gartz prüft mit ihm, welche Auflagen von den 2700 angebotenen die richtigen sind. „Dabei verwende ich schon mal welche von den Mustern, die mir zugeschickt werden. Dann sehe ich relativ schnell, ob die gut sind oder nicht“, so der Fachtherapeut.
Hohe Kosten können vermieden werden
Das Richtige müsse dabei längst nicht das Teuerste sein. Deshalb trage sein Dienst auch dazu bei, den Patienten und den Kostenträgern unnötige Ausgaben zu ersparen. Denn er weiß: „Es gibt selbstständige Wundexperten, die sich auf Basis von Provisionen finanzieren. Je mehr sie verkaufen, desto mehr verdienen sie.“ Das sei fatal. Denn das führe zu einer Aufschichtung von Wundauflagen, die gar nicht notwendig ist. „Wir sprechen dann von ‚Wundburgern‘“, sagt Thomas Gartz. Die werden bei den Martinus Ambulanten Diensten vermieden.