Haus St. Martin wird als Kneipp-Einrichtung zertifiziert – ganzheitliches Konzept wird gelebt
Als eine der ersten Seniorenhilfe-Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen hat das Haus St. Martin in Herten-Westerholt die Anerkennung als Kneipp-Einrichtung erhalten. „Die Anwendungen führen dazu, dass wir Abführmittel, Schmerz- und Beruhigungsmittel bei vielen Bewohnerinnen und Bewohnern reduzieren oder sogar absetzen konnten“, freut sich Einrichtungsleiterin Gisela Gerlach-Wiegmann.
„Sie können stolz auf den Weg sein, den Sie in den vergangenen zwei Jahren gegangen sind“, gratulierte die Geschäftsführerin der Seniorenhilfe SMMP, Andrea Starkgraff. Sie gab zu, dass sie die Frage, ob der Träger die erforderlichen Umbaumaßnahmen für Kneipp-Anwendungen genehmigen würde, vor zwei Jahren überrascht habe. Notwendig waren zum Beispiel die Arm- und Fußbecken, neue Schläuche oder der Barfuß-Weg im Garten. „Das mussten wir alles in Eigenleistung finanzieren“, erklärte Andrea Starkgraff vor den Hausbewohnern, Mitarbeitern und geladenen Gästen – „aber ich wusste: Wenn das ganze Team dahinter steht, wird das keine Eintagsfliege sein. Auch Sie haben hier viel Freizeit und persönliches Engagement investiert. Dafür gilt Ihnen großer Dank“
Galina Ruf brachte den Stein ins Rollen
Galina Ruf hatte 2011 in einer Zeitschrift über die erfolgreiche Einführung von
Kneipp baut auf fünf Säulen auf: Die sind neben Wasser noch Bewegung, Ernährung, Heilpflanzen und Lebensordnung. Mittlerweile finden unter organisatorischer Mitwirkung des Kneipp-Vereins Gladbeck regelmäßig Vorträge im Haus St. Martin statt. Während der Sommermonate trat regelmäßig eine größere Zahl von Senioren morgens um 6.45 Uhr zum Tautreten im Garten an. Und es kommt häufiger Frisches auf den Tisch. Gabriele Küper bietet sogar einen Kochkurs für Senioren an: „Der wird gut angenommen. Viele unserer Bewohnerinnen hatten früher nur mit dem gekocht, was der eigene Garten hergab. Daran fühlen sie sich hier beim Zubereiten des Essens mit frischem Gemüse und Kräutern erinnert.“
Nur 18 Monate bis zur Zertifizierung
Die Vorsitzende des Gladbecker Kneipp-Vereins und stellvertretende Vorsitzende des Landesverbandes, Josefine Marten, ist beeindruckt, wie sich das Haus innerhalb von nur 18 Monaten zur Kneipp-Einrichtung entwickelt hat. „Wenn ich im Alter mal auf ein Seniorenheim angewiesen bin, wünsche ich mir in eine Einrichtung wie diese zu kommen. Ich erlebe hier viel persönlichen Einsatz und Engagement.“
Auch die stellvertretende Bürgermeisterin Silvia Godde freut sich über die Vorreiterrolle des Seniorenheims: „Sebastian Kneipp hat die Pflege im 19. Jahrhundert revolutioniert, indem er die Naturheilverfahren einbezog. Das ist der richtige Weg. Und der wird heute wiederentdeckt.“ Gisela Gerlach-Wiegmann kann das bestätigen: „Viele der Hausärzte, mit denen wir zu tun haben, unterstützen uns und haben sich als Kneipp-Fans geoutet.“
Kneipp hilft Schmerzen zu lindern
Eva Wünsche, erste Vorsitzende des nordrhein-westfälischen Kneipp-Verbandes, ergänzte: „Früher verband man Kneippen vor allem mit Wasser und mit alten Leuten. Heute fangen wir in den Kindergärten mit Fortbildungen an. Studien der zwei Stiftungsprofessoren an der Berliner Charité belegen, wie nachhaltig sich das Leben, ausgerichtet auf dieses Fünf-Säulen-Modell, verändert: Die beobachteten Personen brauchen weniger Tabletten, haben weniger Schmerzen und Befindlichkeitsstörungen und einfach mehr Lebensqualität.“
Diese Erfolge erlebt das Haus St. Martin auch bei seinen Bewohnerinnen und Bewohnern. Die hatten schon kurz nach der Einführung der ersten Wasseranwendungen im benachbarten Drogeriemarkt alle Bürsten weggekauft. Giesela Gerlach-Wiegmann sagt: „Das zeigt doch, wie gut das Konzept bei ihnen ankommt.“ Und für die Leibwickel haben die Senioren ein eigenes, geflügeltes Wort kreiert: Sie nennen diese Anwendung liebevoll „Frühlingsrolle.“